Gottes Gnade verstehen
Auf das gute Erdreich gesät aber ist es bei dem, welcher das Wort hört und versteht; der bringt dann auch Frucht... (Matth. 13,23)
Johannes 10,30+33
Johannes 10,30
"Ich und der Vater sind eins."
Es geht hier nicht darum, dass Jesus und der Vater die gleiche Person sind, oder dass Jesus das gleiche göttliche Wesen wie der Vater hat. Wenn man ein paar andere Bibelstellen betrachtet, in denen ebenfalls vom "eins sein" gesprochen wird (mit dem gleichen griechischen Wort "εἷς" = "heis" resp. "ἕν" = "hen" für "eins"), dann wird die Bedeutung von Jesu Aussage sofort klar:
"... sondern dass er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte." (Joh. 11,52)
"... Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir!" (Joh. 17,11)
"damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir..." (Joh. 17,21)
Jesus vergleicht sein "eins sein" mit dem Vater mit der Einigkeit, welche in der Gemeinde unter den Gläubigen sein sollte. Wie dieses "eins sein" verstanden werden muss, macht ein Vergleich mit 1. Kor. 3,8 klar:
"Der aber pflanzt und der begiesst, sind eins..."
Wenn man den Kontext liest, dann ist offensichtlich, dass Paulus hier davon spricht, dass er und Apollos den gleichen Zweck verfolgen und nicht parteiisch oder zerstritten sind. Wenn man zurück zu Joh. 10,30 geht, dann kann man dort genau das gleiche sehen. Jesus spricht nämlich davon, dass niemand die Gläubigen aus seiner und aus seines Vaters Hand reissen kann. Gemeint ist also "eins" in Absicht und Gesinnung.
Johannes 10,33
"... weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst."
Es ist hier gar nicht notwendig, ausführlich darüber zu diskutieren, was die Juden mit diesem Satz gemeint haben. Selbst wenn sie tatsächlich gemeint hätten, Jesus habe sich selbst zum allmächtigen Gott gemacht, müsste man erst noch beweisen, dass sie damit Recht gehabt haben. Schliesslich haben die damaligen Juden Jesus häufig falsch verstanden.
Ein Christ sollte auf die Worte Jesu hören, nicht auf die Worte seiner Kritiker. Auf den Vorwurf aus Vers 33 antwortet Jesus:
"Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: 'Ich habe gesagt: Ihr seid Götter'? Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes erging - und die Schrift kann nicht aufgelöst werden - sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst, weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn?" (Joh. 10,34-36)
Jesus hat sofort klar gestellt, dass er nicht behauptete, er sei der allmächtige Gott, sondern dass er behauptete, er sei der Sohn des allmächtigen Gottes.
Jesu Antwort macht uns aber auch noch etwas anderes deutlich, nämlich: Der Titel "Gott" beweist noch nicht, dass eine Person der allmächtige Gott selber ist. Auch diejenigen, an welche das Wort Gottes erging, wurden "Götter" genannt. Auch Mose wurde "Gott" genannt (2. Mose 4,16), ganz zu schweigen vom "Gott dieser Welt", dem Satan (2. Kor. 4,4).
Weiter zu Joh. 14,9.