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Kernpunkte des Evangeliums

Eine wichtige Vorbemerkung 

Es ist in meinen Augen ein häufiges Missverständnis, dass man davon ausgeht, die biblische Botschaft enthalte ein vollständiges Weltbild, welches alle drängenden Fragen des menschlichen Daseins und überhaupt der Welt beantwortet. Ich bin überzeugt, dass dem nicht so ist. Jede Weltanschauung, die solche Ansprüche stellt, entbehrt einer notwendigen Demut gegenüber der Grösse und Komplexität des Universums. Die erste Grundfrage, auf welcher eine Weltanschauung basiert, ist in meinen Augen die Existenz eines Schöpfers (mehr dazu im Abschnitt Bibelverständnis). Geht man einmal von der Existenz Gottes aus, dann wäre es ein logischer Widerspruch, zu behaupten, man könne alle Fragen im Bezug auf Ihn beantworten, denn Gott ist per Definition grösser als wir Menschen. Nun gehe ich nicht davon aus, dass biblische Überzeugungen direkte Widersprüche enthalten können, sehr wohl aber Geheimnisse. Als Widerspruch erachte ich zum Beispiel die Behauptung, Gott sei einer und doch drei. Als Geheimnis aber erachte ich zum Beispiel die Kombination der folgenden drei Aussagen: Der Schöpfer ist allmächtig, der Schöpfer ist gütig, und trotzdem existiert in dieser Welt unschuldiges Leiden. Obwohl viele Menschen aufgrund dieses Problems zu Atheisten geworden sind, ist dies für mich keine überzeugende Alternative (auch dazu mehr im Abschnitt Bibelverständnis). Aber dieses Beispiel legt nahe, dass auch die zentralen Aussagen des Evangeliums nicht zu einem vollständigen Ganzen zusammengefügt werden können, in welchem überhaupt keine Geheimnisse mehr übrig bleiben. In diesem Sinne sollte jeder der folgenden Abschnitte zuerst einmal für sich alleine verstanden werden bevor man den Versuch (welcher wohl nie ganz gelingen kann) unternimmt, ein stimmiges Ganzes zu konstruieren. 

Die folgenden Inhalte sind vor allem durch Bücher, Schriften und Vorträge von Martin Luther, N.T. Wright und Siegfried Zimmer beeinflusst. (Das bedeutet aber nicht, dass ich allen Aussagen dieser Personen, auch in dem von mir verlinkten Material, zustimme.)

 

Der Ursprung des Bösen und das Wesen der Sünde

 

Die Bibel gibt keinen eindeutigen Aufschluss darüber, woher das Böse kommt, umso deutlicher aber ist die Realität des Bösen und insbesondere der Sünde beschrieben. Sünde ist im Kern Abgötterei, das ist die Abkehr von der Anbetung Gottes und fehlendes Vertrauen auf seine Güte. Dass der Tod die Konsequenz der Sünde ist, hängt ganz einfach damit zusammen, dass Gott die Quelle des Lebens ist, und dass ein geschaffenes Wesen, welches seinem Schöpfer nicht untertan sein will, aus seiner Rolle als Geschöpf herausfällt und nicht bestehen kann. Weiterlesen...

 

Fehlvorstellung des strafenden Gottes und des Endgerichts

 

In der Bibel gibt es die Vorstellung eines strafenden Gottes im Sinne des römisch-europäischen Justiz nicht. Was als "Strafe" übersetzt wird, muss eigentlich im Sinne einer "Tatfolge" verstanden werden. Der Tod ist die logische Konsequenz der Sünde, nicht eine von Gott willkürlich festgelegte Sanktion bei Übertretung eines ebenso willkürlichen Gesetzes. Das macht die Realität der Sünde aber nicht harmloser. Man muss auch nicht an eine ewig brennende Hölle glauben, um den Abgrund des Bösen im Menschen und dessen zerstörerische Resultate zu erkennen - man denke nur an menschliche Gräueltaten wie den Holocaust. Auch Jesu Reden von der Gehenna (Hölle) sind aus ihrem ursprünglichen Kontext und Verständnis herausgerissen worden. Tatsächlich bedeutet seine Ankündigung des Weltgerichts primär keine einschüchternde Bedrohung, sondern die Verheissung, dass Gott einmal allen Unterdrückten und Elenden zu ihrem Recht verschaffen und das Böse vernichten wird. Das Bild des dazu verwendeten "Feuersees" sollte man trotzdem ernst nehmen, auch wenn es in der Religion häufig zur Einschüchterung missbraucht wurde. Weiterlesen... 

 

Fehlvorstellung des freien Willens und das Geheimnis der Vorherbestimmung

 

Mit der oberflächlichen Aussage "der Mensch hat ja einen freien Willen" wird oft eine scheinbare Erklärung für menschliches Leid gegeben, welche die Schuld bei den entsprechenden Menschen sucht. Wenn man aber etwas tiefer nachdenkt, dann wird schnell klar, wie sehr menschliche Entscheidungen von Umständen beeinflusst sind. In der Bibel gibt es keine Beschreibung einer Bekehrung als eine gemäss "freiem Willen" getroffene Entscheidung für Christus. Vielmehr gewinnt Gott unser Herz durch seine Liebe zu uns. Auch wenn protestantische Kirchen und Freikirchen die "katholische Werkgerechtigkeit" ablehnen, erscheint mir die geforderte "Entscheidung für Christus" als eine Art Ersatzwerk, mit welchem man seinen Eintritt in den Himmel verdienen will. Das Evangelium aber verneint eine solche Sichtweise: Vor Gott kann sich kein Mensch rühmen. Damit Gott allein alle Ehre zukommt, bezeugt die Heilige Schrift Gottes Souveränität, auch in Fragen des Heils. Trotzdem sollte die Lehre von der "Vorherbestimmung" mit Vorsicht genossen werden, weil Gott sein diesbezügliches Handeln nicht erklärt hat. Weiterlesen... 

 

Die Bedeutung des Kreuzes Jesu Christi und Heilsgewissheit

 

Folgende vereinfachte Formulierung der Bedeutung des Kreuzes erachte ich ebenfalls als eine Fehlvorstellung: "Aufgrund der Sünde verdient der Mensch als Strafe die ewige Höllenqual. Jesus hat am Kreuz an unserer Stelle Gottes Zorn getragen." Das Konzept der ewigen Höllenqual sowie des strafenden Gottes erachte ich, wie schon oben erwähnt, als problematisch. Bezüglich Gottes Zorn gilt es festzuhalten, dass Jesus von Menschen gekreuzigt wurde, nicht von Gott. Bezüglich der Bedeutung des Kreuzes glaube ich, dass Jesus, der menschliche Sohn Gottes, als Ebenbild seines Vaters gelebt und gehandelt hat, und seinen Feinden, die ihn gemartert und erwürgt haben, ohne Gegenleistung vergab. Durch diese Demonstration des gnädigen Wesens Gottes ist echtes Vertrauen auf Gott und damit Versöhnung mit Gott möglich. Und durch die Auferstehung steht uns nun Jesus mit der Kraft seines neuen Lebens zur Seite, damit auch wir in einem neuen Leben wandeln können, und so mit Zuversicht das Endgericht erwarten dürfen. Das wichtigste aber ist: Durch das Sterben Jesu hat uns Gott seine Liebe zweifelsfrei bewiesen. Dieses Verständnis allein kann die Grundlage für unsere Heilsgewissheit sein! Weiterlesen...

 

Befreiung von Sünde

 

Das Blut Jesu reinigt uns von aller Sünde (1. Joh. 1,7), aber es ist die Auferstehung Jesu, durch welche uns die Kraft gegeben wird, der Sünde zu widerstehen. An eine Vollkommenheit im Sinne der von John Wesley verkündigten "Heiligung" glaube ich nicht. Trotzdem kann die Sünde nicht herrschen über denjenigen, welcher an Jesus Christus als Heiland glaubt. Weiterlesen...

Die Hoffnung der Auferstehung

Die Vorstellung einer unsterblichen Seele entspringt der griechischen Philosophie und nicht der Bibel. Die eigentliche christliche Hoffnung ist die leibliche Auferstehung bei der Wiederkunft Jesu. Gott hat seine gute Schöpfung nicht aufgegeben, sondern wird sie erneuern, und Himmel und Erde vereinen. Weiterlesen...

Weitere Texte

"Vom Nutzen des Leidens Christi" von Martin Luther.

"Trostworte für die geplagte Seele" von Pehr Brandell.

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