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Johannes 14,9

 

"Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater, wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater?"

 

Ich wende mich in diesem Abschnitt vor allem an Anhänger der Endzeit-Botschaft. William Branham hat diesen Vers nämlich dazu gebraucht, um die Unterscheidung von Vater und Sohn als verschiedene Personen aufzulösen. In der Predigt "The Revelation of Jesus Christ" vom 4. Dezember 1960 sagt Branham:

 

"Said, 'I been so long with you, and you don't know me?' Said, 'He that's seen Me has seen the Father. Why sayest thou, Show me the Father? I and My Father are One.' I said that one time to a person. The lady said, 'Just a minute, Mr. Branham.' Said, 'You and your wife are one, too.' I said, 'But not that kind.' She said, 'I beg your pardon.' I said, 'Do you see me?' She said, 'I do.' I said, 'You see my wife?' She said, 'No.' I said, 'Then, They're a different kind. He said, When you seen Me, you have seen the Father.' So that was enough for that."

 

Auf Deutsch:

"Er sagte, 'So lange bin ich bei euch, und du kennt mich nicht?' Er sagte, 'Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Warum sagst du, Zeige uns den Vater? Ich und mein Vater sind eins.' Ich sagte dies einmal zu jemandem. Die Dame sagte, 'Einen Moment, Mr. Branham.' Sie sagte, 'Sie und ihre Frau sind auch eins.' Ich sagte, 'Aber nicht auf diese Weise.' Sie sagte, 'Wie bitte?' Ich sagte, 'Sehen Sie mich?' Sie sagte, 'Ja.' Ich sagte, 'Sehen Sie meine Frau?' Sie sagte, 'Nein.' Ich sagte, 'Dann ist es auf eine andere Weise. Er sagte, Wenn du mich gesehen hast, hast du meinen Vater gesehen.' Das genügte."

 

Der Einwand der Dame war also, dass die Aussage "Jesus und sein Vater sind eins" nicht im Widerspruch dazu steht, dass Jesus und sein Vater unterschiedliche Personen sind. Damit hatte sie auch Recht. Dem gegenüber führt Branham Joh. 14,9 ins Feld: "Wer mich sieht, der sieht den Vater." Das könne man bei zwei verschiedenen Personen nicht sagen. Das Problem bei diesem Argument ist, dass man Jesu Aussage "der sieht den Vater" als tatsächliches physisches "sehen" einer Person versteht. Das kann Jesus aber nicht gemeint haben, denn Gott ist unsichtbar

 

"der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann, welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen kann..." (1. Tim. 6,16)

 

Mit "der sieht den Vater" kann also nicht das physische Sehen mit den Augen gemeint sein. Vielmehr muss man Joh. 14,9 mit einem anderen Vers aus dem gleichen Evangelium von Johannes vergleichen:

 

"Niemand hat Gott je gesehen, der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoss ist, der hat es uns verkündigt." (Joh. 1,18)

 

Was Jesus also gemeint hat, ist, dass er das Wesen Gottes vollkommen offenbart und durch sein Leben und Handeln ausgedrückt hat. Wer das Wesen Gottes erkennen will, der muss sich Jesus, seine Worte und sein Handeln anschauen. Diese Interpretation steht nicht im Widerspruch zur Tatsache, dass Jesus und Gott zwei verschiedene Personen sind. 

 

Noch eine ergänzende Bemerkung: In diesem Licht gesehen kann man auch das Sterben Jesu als Ausdruck von Gottes Liebe zu den Menschen besser verstehen. Die Kreuzigung Jesu sollte man nicht so verstehen, dass Gott zornig und Jesus liebevoll ist, und dass der zornige Gott seinen Sohn geschlachtet hat. Es waren schliesslich Menschen, welche Jesus gekreuzigt haben, und nicht Gott. Aber Jesus hat aus Liebe zu den Menschen deren Sünden auf sich genommen und im Grab versenkt - in vollkommener Übereinstimmung mit dem liebevollen Wesen seines Vaters. 

 

Weiter zu Joh. 17,5
 

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