Gottes Gnade verstehen
Auf das gute Erdreich gesät aber ist es bei dem, welcher das Wort hört und versteht; der bringt dann auch Frucht... (Matth. 13,23)
Johannes 5,18
"Darum trachteten ihm die Juden nun viel mehr nach, dass sie ihn töteten, dass er nicht allein den Sabbat brach, sondern sagte auch, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich."
Wenn man sich daran erinnert, wie streng die Juden, damals wie heute, das "Höre Israel" (5. Mose 6,4) auslegten, dann ist es wirklich unglaubwürdig, dass mit den Worten "Gott gleich" gemeint ist, Jesus sei der allein wahre Gott. Tatsächlich ist der Vers, seiner einfachen Bedeutung nach, ein unitarischer Bibelvers, denn es heisst unmissverständlich: "Gott sei sein Vater".
Selbst wenn die in diesem Vers erwähnten Juden Jesus so verstanden hätten, als behauptete er, der allmächtige Schöpfer selber zu sein, würde das ja nur bedeuten, dass die trinitarischen Bibelausleger argumentativ auf der Seite der damaligen Juden stehen würden, welche Jesus wiederholt falsch verstanden haben.
Christen sind jedoch angehalten, den Worten Jesu zu glauben, nicht den Worten der Pharisäer oder Sadduzäer oder sonst jemandem. Im gleichen Abschnitt von Joh 5,18, nur 6 Verse weiter, sagt Jesus: "Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben..." (Joh. 5,24). Lieber an die Gottheit Jesu glaubender Leser: Höre doch auf die Worte Jesu! Was war seine Antwort auf die Meinung der Juden aus Vers 18? Er sagte:
"Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun..." (Vers 19) und "der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn gegeben." (Vers 22).
Ist das nicht deutlich genug? Jesus hat von sich selber weg auf seinen Vater, auf Gott, gewiesen. Die Autorität, die er hatte und immer noch hat, ist ihm von Gott gegeben.
Was aber ist mit den Worten "Gott gleich" gemeint? Ein Vergleich mit dem Verhältnis von Joseph zum Pharao Ägyptens ist hier sehr aufschlussreich:
"Da trat Juda zu ihm (d.h. zu Joseph, Anm.) und sprach: Mein Herr... denn du bist wie Pharao." (1. Mose 44,18)
Joseph war nicht der Pharao, aber er hatte vom Pharao alle Regierungsgewalt bekommen. Nur um den Thron war Pharao höher als Joseph (1. Mose 41,40).
In biblischer Zeit wusste man, dass ein Sohn oft die Autorität des Vaters hatte. Zum Beispiel hatte auch der Sohn eines Königs Autorität. Die Juden haben wahrscheinlich Jesu Aussage, "Gott sei sein Vater", so interpretiert, dass er von sich behauptete, auf Erden Gottes Autorität auszuüben. Und diese Interpretation ist auch korrekt.
Weiter zu Joh. 6,62.