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Die Lehre vom Propheten Elia gemäss Maleachi 3,23

 

William Branham lehrte, dass vor der Wiederkunft Jesu nochmals ein Prophet Elia auftreten würde. Vor allem die Taufe von 1933 ist hierbei ein wichtiges Ereignis. Anhänger der Endzeit-Botschaft glauben, dass William Branham selber dieser Prophet Elia gemäss Mal. 3,23 gewesen sei. In diesem Abschnitt möchte ich untersuchen, ob sich eine solche Lehre biblisch belegen lässt. Dazu gehe ich die relevanten Bibelstellen nacheinander durch. Zusammengefasst ergibt sich, dass die Prophezeiung mit Johannes dem Täufer erfüllt wurde. Dies wurde von Jesus selber bestätigt. 

 

Maleachi 3,23-24

 

"Wisset wohl: ich sende euch den Propheten Elia, ehe der grosse und furchtbare Tag des HERRN kommt; der wird das Herz der Väter den Söhnen und das Herz der Söhne ihren Vätern wieder zuwenden, damit ich nicht kommen muss und das Land mit dem Bannfluch schlage."

 

Der Grund, warum diese Prophezeiung in die Zeit vor der Wiederkunft Jesu gedeutet wird, ist die Formulierung "ehe der grosse und furchtbare Tag des HERRN kommt". Offensichtlich, so wird argumentiert, ist dieser Tag noch nicht gekommen, sondern wird erst im Zusammenhang mit der Wiederkunft Jesu stattfinden. Diese Interpretation ist auf den ersten Blick nachvollziehbar, kann aber nicht bewiesen werden. Erstens einmal muss betont werden, dass die Prophezeiungen des Maleachi dem Volk Israel gelten: "Der Ausspruch des Wortes des HERRN an Israel durch den Mund Maleachis" (Mal. 1,1). Dies wird auch im direkten Zusammenhang mit Mal. 3,23 deutlich, denn im Vers 22 steht: "Bleibet eingedenk des Gesetzes meines Knechtes Mose, dem ich am Horeb Satzungen und Verordnungen für ganz Israel aufgetragen habe." Warum glauben Anhänger der Endzeit-Botschaft trotzdem, es würde ein Prophet Elia für die Heidenvölker kommen? Die Antwort hat mit der Bibelauslegung gemäss übernatürlicher "Offenbarung" zu tun, bei welcher die Bibel "recht geteilt" werden muss (gemäss einer Irrtümlicher Auslegung von 2. Tim. 2,15, mehr dazu im Abschnitt Bibelverständnis). Es ist in meinen Augen aber viel plausibler, dass der "furchtbare Tag des HERRN" mit der Zerstörung des Tempels und der Belagerung Jerusalems 70 n.Chr. zusammenhängt, mehr dazu im Abschnitt Endzeit

 

Interessanterweise hat die Endzeit-Botschaft auch für die Formulierung "das Herz der Väter den Söhnen und das Herz der Söhne ihren Vätern wieder zuwenden" eine spezielle Interpretation. Als der Engel Gabriel die Geburt von Johannes dem Täufer ankündigte, erwähnte er in Luk. 1,17 nur "um die Herzen der Väter den Kindern wieder zuzuwenden". Also habe sich, so die Argumentation, nur die erste Hälfte der Prophezeiung erfüllt - Johannes der Täufer habe das Herz der alttestamentlichen Väter den neutestamentlichen Kindern zugewandt (dass dies so gemeint ist, kann auch nicht bewiesen werden). Die zweite Hälfte müsse noch erfüllt werden, dass also die Herzen der Kinder den Vätern zugewandt werden. Dies wird so verstanden, dass das Herz der heutigen Gläubigen den urchristlichen Vätern zugewandt wird (auch diese Interpretation ist willkürlich). Zusammengefasst kann man sagen, dass diese Auslegung vieles in den Text hineinliest, was gar nicht da steht. Viel plausibler ist, dass der Engel in Luk. 1,17 auf den ganzen Abschnitt von Mal. 3,23-24 verwiesen hat, und dass die doppelte Formulierung "das Herz der Väter den Söhnen und das Herz der Söhne ihren Vätern wieder zuwenden" eine sprachlich-rhetorische Verstärkung ist. Inhaltlich scheint es hier ganz einfach um Versöhnung zu gehen. 

 

Matthäus 11,13-14

 

"Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis auf Johannes geweissagt, und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist Elia, der da kommen soll."

 

Hier bestätigt Jesus ganz eindeutig, dass Johannes der Täufer die Erfüllung der Prophezeiung war, dass Elia kommen würde. Wichtig hierbei ist, dass Jesus mit der Formulierung "der da kommen soll" eine ähnliche Zeitform braucht wie in Matth. 17,11, siehe unten. 

 

Matthäus 17,10-13

 

"Da fragten ihn die Jünger: Wie können denn die Schriftgelehrten behaupten, Elia müsse zuerst kommen? Er gab ihnen zur Antwort: Elia kommt allerdings und wird alles wieder in den rechten Stand bringen. Ich sage euch aber: Elia ist bereits gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern sind mit ihm verfahren, wie es ihnen beliebt. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie zu leiden haben. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen gesprochen hatte."

 

In der Interpretation der Endzeit-Botschaft spricht Jesus hier von zwei Elias, einem der schon gekommen ist (Johannes dem Täufer) und einem, der erst noch kommen wird. Aber wenn Jesus sagt, "Elia kommt allerdings...", dann bestätigt er damit einfach die Erwartung der Schriftgelehrten (Anmerkung: Luther übersetzt so: "Elia soll ja zuvor kommen und alles zurechtbringen."), und fährt sofort mit der Erklärung fort, diese Erwartung habe sich bereits mit Johannes dem Täufer erfüllt. Insbesondere bedeutsam ist der Satz: "Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen gesprochen hatte." Es ist den Anhängern der Endzeit-Botschaft wohl nicht bewusst, aber im Grunde wollen sie hier ein besseres Verständnis über Jesu Aussage haben als die damaligen Jünger selbst. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, dass hier von zwei Elias die Rede sein soll. 

 

Lukas 1,17

 

Hier verweise ich auf die obige Erklärung zu Maleachi 3,23-24.

 

Johannes 1,21

 

"Sie fragten ihn (Johannes den Täufer) weiter: Was denn? Bis du Elia? Er sagte: Nein, ich bin es nicht."

 

Hier verneint Johannes der Täufer, dass er Elia sei. Wie ist das mit Jesu Aussage in Matth. 11,14 in Einklang zu bringen? Ich vermute das folgende: Es gab in der damaligen Zeit die Vorstellung, Elia sei noch irgendwo "da oben", schliesslich fuhr er in einem feurigen Wagen gen Himmel (2. Kön. 2,11). Das erklärt auch die Aussage in Mark. 15,36 bei Jesu Kreuzigung: "Halt, lasst sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme." Was Johannes der Täufer also verneint, ist die Fehlvorstellung, dass er die tatsächliche Person Elia sei. Stattdessen gilt, was in Luk. 1,17 steht: "und er ist es, der vor ihm einhergehen wird im Geist und in der Kraft des Elia..." 

 

Abschliessende Bemerkung

 

Ich verneine nicht, dass es im neuen Testament Propheten gibt. Zum Beispiel lesen wir in Apg. 11,27-28 von einem Propheten Agabus, der eine Hungersnot voraussagte. Es steht aber: "weissagte auf Eingebung des Geistes...". Eine ähnliche Formulierung finden wir in Apg. 21,11: "So spricht der heilige Geist". Nirgendwo im neuen Testament finden wir die aktive Verwendung der Formulierung "So spricht der HERR", abgesehen von Zitaten aus dem alten Testament. 

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