Gottes Gnade verstehen
Auf das gute Erdreich gesät aber ist es bei dem, welcher das Wort hört und versteht; der bringt dann auch Frucht... (Matth. 13,23)
Psalm 110,1
"Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füsse lege."
Dieser Vers wird im neuen Testament mehrmals zitiert, z.B. in Matth. 22,44, Apg. 2,34 oder Hebr. 1,13. Es ist unumstritten, dass in diesen Zitaten die Worte "zu meinem Herrn" auf Jesus bezogen werden. Nun wird von trinitarischer Seite manchmal behauptet, das hebräische Wort hinter "meinem Herrn" wäre "adonai", und dieser Begriff würde ja nur für Gott verwendet. Auch z.B. die Fussnote der "Scofield Reference Bible" zu Ps. 110,1 lässt diese falsche Annahme erkennen. Es stimmt zwar, dass "adonai" nur für Gott verwendet wird, aber das hebräische Wort ist tatsächlich nicht "adonai", sondern "adoni", und dieses Wort wird ausschliesslich für Menschen und nicht für Gott verwendet!
Die Worte "Der HERR sprach zu meinem Herrn" sind im hebräischen Text die folgenden:
נְאֻם יְהוָה, לַאדֹנִי
Das sind drei Worte, die man von rechts nach links liest. Das erste Wort rechts ist "Rede", das mittlere Wort ist "JHWH", also der Name Gottes, welcher auf Deutsch mit "HERR" übersetzt wird, und das letzte Wort links bedeutet "zu meinem Herrn". Unter dem zweitletzten Buchstaben links, dem "Nun" ("n"), sieht man einen kleinen Punkt. Dieser Punkt hat die Bedeutung des Vokals "i", sodass man zusammen mit dem letzten Buchstaben "Jod" die Aussprache "adoni" erhält. Im Gegensatz dazu würde das hebräische Wort "adonai" folgendermassen aussehen:
אֲדֹנָי
Man erkennt unter dem "Nun" einen waagrechten und senkrechten Strich, was den Vokal "a" impliziert, und damit die Aussprache "adonai".
Der trinitarische Einwand auf diese Erklärung ist nun, dass der hebräische Text zur Zeit Jesu noch gar keine Vokale enthielt, denn diese wurden erst im masoretischen Text einige Jahrhunderte nach Christus standardisiert. Und ohne Vokale sind "adoni" und "adonai" nicht auseinanderzuhalten. Das ist zwar richtig, aber wie will man denn im Gegenzug beweisen, dass in Wahrheit "adonai" gemeint war, und die Masoreten einen Fehler beim Setzen der Vokale machten? Im Gegenteil gibt es einen weiteren starken Beleg, dass tatsächlich "adoni" die ursprüngliche Lesart ist: Die griechische Übersetzung des alten Testaments, die Septuaginta, welche ca. 100 v.Chr. entstand, übersetzt in Psalm 110,1 den Begriff "meinem Herrn" mit "kyrio mou", was einen Rückschluss auf "adoni" zulässt ("The Doctrine of the Trinity - Christianity's Self-Inflicted Wound" von Anthony Buzzard und Charles F. Hunting, S.50, Fussnote 19).
Weiter zu Matth. 28,19.